27.11.2022

Salzburg. Die niederösterreichischen Betonbauer Jonas Schulner und Oliver Waily krönen sich bei der Berufs-WM in Salzburg zu Weltmeistern. Chemielabortechnikerin Caroline Pahle aus Tirol und Speditionslogistiker Marko Nebrigic aus Vorarlberg holen Bronze.

Rot-Weiß-Rot räumt beim Finale der 46. Berufsweltmeisterschaft ab: Jonas Schulner (aus Groß Gerungs) und Oliver Waily (aus Waldenstein) werden Weltmeister bei den Betonbauern. Die Tiroler Chemielabortechnikerin Caroline Pahle (aus Jenbach) und Speditionslogistiker Marko Nebrigic (aus Nenzing) erobern Bronze. Der steirische Elektrotechniker Christoph Rumpler (aus Gnas), Hochbauer Kilian Lupinski aus dem steirischen Feldbach und der oberösterreichische Anlagenelektriker Philipp Bruckner aus Aschach erhalten für ihre exzellenten Leistungen (nach den Podiumsplätzen) ein „Medallion for Excellence“. Die siegreichen Fachkräfte wurden heute vor 1.000 Gästen bei der „Closing Ceremony“ im Messezentrum Salzburg ausgezeichnet, insgesamt verfolgten an den drei Wettbewerbstagen rund 30.000 Menschen die Bewerbe vor Ort.

Niederösterreichische Betonbauer sind Weltmeister

Oliver Waily und Jonas Schulner, die bei Leyrer + Graf beschäftigt sind, haben gegenüber ihren internationalen Mitstreitern mit allerhöchstem Einsatz und maximaler Genauigkeit gepunktet. Konkret hat das niederösterreichische Weltmeister-Duo einen großen Unterzug sowie einen Bewehrungskorb errichtet – auf Basis einer aufwändigen Wandschalung. Sie haben dabei unterschiedliche Mauerstärken, Abstufungen und Winkel sowie eine Rohrdurchführung realisiert. Einen Teil davon haben sie betoniert – und in die Oberfläche des Mauerstücks ein Yin-Yang-Symbol eingearbeitet. Waily betont in der ersten Stellungnahme: „Man hat das Gefühl, man hat gute Arbeit geleistet, 130 Prozent gegeben. Dann hofft man aufs Stockerl. Dass es jetzt wirklich der Erste worden ist, da geht es um einen halben Millimeter – und den waren wir vorn.“ Teamkollege Schulner erklärt: „Am Vortag vor dem Bewerb hab ich gesagt: Nie! Wir stehen des psychisch net durch, uns zerreißt es bald. Ich bin im Bett drin gelegen: Es hilft nichts, wir müssen das jetzt machen. Dass wir Gold haben, unglaublich. Ich freu mich jetzt einfach nur, ich freu mich. Nie wieder schau ich den Plan an, was wir da aufgebaut haben. Alles egal, wir haben gewonnen“, sagt Jonas Schulner. Waily weiter: „Wir haben keine Sekunde unnötig trainiert. Jede Sekunde war wichtig, damit wir das schaffen. Es liegt zwar viel an uns, aber ohne unseren Trainer und die Firma wäre es nicht gegangen. Die Medaille ist ordentlich schwer, morgen tut mir sicher das Genick weh.“ Silber bei den Betonbauern geht an Deutschland, Bronze an China.

Tiroler Chemielabortechnikerin holt Bronze

Groß ist die Freude auch bei der Tiroler Chemielabortechnikerin Caroline Pahle: Die 22-Jährige aus Jenbach, die bei Novartis AG arbeitet, wird sensationelle Dritte. Damit sorgt sie für die erste WM-Medaille von Österreich aller Zeiten bei den Chemielabortechnikern. Die Tirolerin hat während des Wettbewerbs Inhaltsstoffe von Medikamenten analysiert, Verunreinigungen identifiziert und Berechnungen angestellt – und mit analytischer Genauigkeit und fachgemäßem Handling der Geräte und Chemikalien auf der weltweiten Bühne überzeugt. Pahle kann den Erfolg noch gar nicht fassen: „Die Drittbeste der Welt in der Chemielabortechnik! Ich bin überwältigt, voller Freude und richtig erleichtert, dass ich das geschafft hab‘. Die Wettbewerbstage waren ziemlich anstrengend, die Projekte waren richtig, richtig schwer und hart. Aber ich hab's durchgestanden, jede Aufgabe gemacht und jetzt bin ich echt stolz auf mich.“ Die Bronzemedaillen-Gewinnerin muss sich nur den Mitstreitern aus China (Gold) und Singapur (Silber) geschlagen geben.

Bronze für Vorarlberger Speditionslogistiker

Für eine weitere Medaille für Vorarlberg bei dieser WM-Spezialausgabe – die Wettbewerbe sind in insgesamt 15 Ländern ausgetragen worden, Salzburg markiert das Finale – sorgt Marko Nebrigic: Der Speditionslogistiker aus Nenzing erobert Bronze. Die internationalen Juroren hat der Mitarbeiter von Gebrüder Weiss mit einer starken Performance – er hat eine verkettete Frachtlogistik entworfen – beeindruckt. Der Vorarlberger sagt: „Die Emotionen sind gerade brutal. Ich zittere am ganzen Körper, sogar meine Stimme versagt ein bisschen. Ich bin überglücklich, dass ich hier auf dieser tollen Bühne auf dem Podest stehen durfte. Persönlich habe ich meine Leistung viel schlechter eingeschätzt, als sie nun tatsächlich war. Ich habe überhaupt nicht mit diesem Erfolg gerechnet. Dass ich nun Bronze erreicht habe, freut mich natürlich umso mehr. Die letzten Tage waren einfach sehr anstrengend – nicht nur körperlich, sondern eher mental. Du musst immer bei der Sache bleiben, bekommst einen Tunnelblick vor dem Computer. Heute wird noch richtig gejubelt – vielleicht gibt es auch noch das eine oder andere Bier.“ Gold bei den Speditionslogistikern geht an China, Singapur holt Silber.

Drei „Medallions for Excellence“

Für herausragende Leistungen haben auch die weiteren Österreicher gesorgt: Der steirische Hochbauer Kilian Lupinski (aus Feldbach, beschäftigt bei Karl Puchleitner), Elektrotechniker Christoph Rumpler aus Gnas (Windisch Elektro Technik) und der oberösterreichische Anlagenelektriker Philipp Bruckner (aus Aschach, bei voestalpine beschäftigt) erhalten ein „Medallion for Excellence“. Die Auszeichnung wird für besonders tolle Leistungen nach den Podestplätzen vergeben. Stark auch die Leistung von Kilian Wallner (arbeitet bei Liebherr): Der Salzburger Lokalmatador aus St. Johann im Pongau, der bei den Land- und Baumaschinentechnikern an den Start ging, landet in einem stark umkämpften Bewerb auf Platz neun.

Eine der erfolgreichsten Weltmeisterschaften aller Zeiten

Österreich holt bei dieser Berufs-Weltmeisterschaft insgesamt zwölf Medaillen (sechs in Gold, zwei in Silber und vier in Bronze). Damit zählt die diesjährige WM zu den erfolgreichsten aller Zeiten für Rot-Weiß-Rot. Von der Medaillenanzahl war Team Austria nur in Linz 1983 (19 Medaillen, davon fünf Mal Gold, acht Mal Silber und sechs Mal Bronze) stärker. In Kasan 2019 eroberte Österreich ebenso zwölf Medaillen (sechs Mal Gold, fünf Mal Silber und ein Mal Bronze).

Statements: „Bereit für die Zukunft“

Martin Kocher, Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft: „Die letzten drei Tage hier in Salzburg waren extrem aufregend. Die Leidenschaft, die Emotionen und die geballte Kompetenz war zu jedem Zeitpunkt spürbar. WorldSkills steht international für höchste Qualität und Innovation. Die Weltmeisterschaft vernetzt nicht nur Menschen über Länder hinweg, sondern zeigt auch, dass unsere jungen Fachkräfte bereit für die Herausforderungen der Zukunft sind. Die WM-Teilnehmer haben gezeigt, dass sie Lösungen zu Problemen – wie dem Klimawandel – beisteuern können. Ich darf allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ganz herzlich zu den tollen Leistungen gratulieren.“

Landeshauptmann Wilfried Haslauer: „Dieses Finale ist ein ganz spezieller Moment für uns alle, weil es das Finale eines einzigartigen Wettbewerbs markiert. In den vergangenen Tagen haben wir hier rund 97 Teilnehmer aus 36 Nationen erlebt, aber auch bemerkenswerte Leistungen, eine unglaubliche Leidenschaft und herausragende Fähigkeiten. Danke an alle Beteiligten, die an diesem einzigartigen Event beteiligt waren.“

Amelie Groß, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich: „Jeder, der die strahlenden Gesichter der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sieht, spürt sofort den Skills-Spirit. Ihr habt der ganzen Welt vorgeführt, was ihr drauf habt. Niemand von euch tut nur das Notwendigste, Jeder und Jede ist bereit, die Extrameile zu gehen. Ihr seid Vorbilder für alle jungen Menschen, eure Leidenschaft ist eine Inspiration für uns alle.“ Sie kündigte überdies die neue Initiative „Skills Week Austria“ an, mit der Österreich ab 2023 den Skills-Spirit in die ganze Bevölkerung tragen möchte.

Skills Austria-Präsident Josef Herk betont: „Ich darf unseren frisch gekrönten Weltmeistern und allen Teilnehmern aus ganzem Herzen zu diesen sensationellen Leistungen gratulieren! Wir dürfen stolz sein, mit welcher Kompetenz und Leidenschaft sie Österreich auf der Weltbühne der besten Fachkräfte vertreten haben. Die erfolgreichen Leistungen von Rot-Weiß-Rot sind der beste Beleg dafür, welche Wege und Möglichkeiten jungen Menschen offenstehen, die einen Lehrberuf wählen.“

Österreich zweitbestes Team der EU

Im internationalen Medaillenspiegel wird Österreich in der EU-Wertung sensationell Zweiter – vor dem Team Austria liegt lediglich Frankreich. Den Sieg im Medaillenspiegel holt sich China, vor Korea und Taiwan. Bei WorldSkills-Bewerben wird zur Ermittlung des Rankings eine eigene Zählweise angewendet: Für Goldmedaillen gibt es vier, für Silber drei, für Bronze zwei und für „Medallions for Excellence“ einen Punkt. Die Summe der Punkte entscheidet über die Platzierung.

Ergebnisse der Österreicher bei den WorldSkills-Bewerben in Salzburg

Gold: Jonas Schulner & Oliver Waily / Niederösterreich / Betonbau
Bronze: Caroline Pahle/ Tirol/ Chemielabortechnik
Bronze: Marko Nebrigic / Vorarlberg / Speditionslogistik
Medallion for Excellence: Christoph Rumpler / Steiermark / Elektrotechnik
Medallion for Excellence: Kilian Lupinski / Steiermark / Hochbau
Medallion for Excellence: Philipp Bruckner / Oberösterreich / Anlagenelektrik
Platz 9: Kilian Wallner / Salzburg / Land- und Baumaschinentechnik

Endergebnis: Medaillen von Österreich bei WorldSkills 2022

Gold: Florian Bliem / Tirol / Sanitär- und Heizungstechnik
Gold: Alexander Gfellner / Oberösterreich / Fliesenleger
Gold: Anna Karina Feldbauer / Oberösterreich / Steinmetz
Gold: Nicola Hochegger / Steiermark / Floristik
Gold: Christoph Pessl / Steiermark / Maler
Gold: Jonas Schulner & Oliver Waily / Niederösterreich / Betonbau
Silber: Lukas Schwärzler / Vorarlberg / Maschinenbautechnik
Silber: Patrick Danninger / Oberösterreich / Kälte- und Klimatechnik
Bronze: Lucas Dolinar / Vorarlberg / Maschinenbau-CAD
Bronze: Wolfgang Ramminger / Steiermark / Bautischler
Bronze: Caroline Pahle / Tirol / Chemielabortechnik
Bronze: Marko Nebrigic / Vorarlberg / Speditionslogistik

20 Medallions for Excellence

Folgende Österreicher sorgen für „Medallions for Excellence“: Kilian Lupinski (Hochbau, Steiermark), Christoph Rumpler (Elektrotechnik, Steiermark), Gregor Litschauer & Jakob Litschauer (Mechatronik, Niederösterreich), Carina Warisch (Niederösterreich, Hotel-Rezeption), Anna Saurer (Konditorei, Tirol), Kevin Emhofer (CNC-Drehen, Vorarlberg), Atakan Kocaman (CNC-Fräsen, Vorarlberg), Lena Decker (Grafik-Design, Tirol), Timon Schwarz (IT-Netzwerk und Systemadministration, Niederösterreich), Nico Reiter & Matthias Winkler (Robot Systems Integration, Steiermark), Daniel Schinagl (Schweißen, Oberösterreich), Lorenz Herzog (Elektronik, Oberösterreich), Dominik Kainersdorfer (Digital Construction, Steiermark), Marvin Gornicec & Florian Rauch (Mobile Robotics, Steiermark), Lisa Lintschinger (Mode-Technologie, Salzburg), Christoph Guggi (Kochen, Kärnten), Natalie Fehringer (Restaurant-Service), Julian Erharter & Christoph Schipflinger (Gartenbau, Tirol), Markus Maier (Kfz-Technik, Steiermark).

Oberösterreich ist im rot-weiß-roten Ländervergleich das erfolgreichste Bundesland bei der „Special Edition“ von WorldSkills 2022. Das Bundesland erobert zwei Gold- und je eine Silber- und Bronzemedaille – und liegt damit knapp vor der Steiermark. Die „Grüne Mark“ holt zwei Mal Gold und eine Bronzemedaille. Insgesamt sind bei dieser Berufs-WM – mit Oberösterreich, Steiermark, Tirol, Niederösterreich und Vorarlberg – fünf Bundesländer mit Medaillen erfolgreich.

WM-Medaillen nach Bundesländern (1961 bis inklusive 2022)

Bundesland (Gold/Silber/Bronze) Vorarlberg: 20/15/10
Oberösterreich: 19/15/18
Steiermark: 13/11/13
Tirol: 9/7/7
Niederösterreich: 8/9/10
Wien: 7/5/7
Salzburg: 6/4/7
Kärnten: 5/2/3
Burgenland: 0/0/0

Vorarlberg, Oberösterreich und die Steiermark bleiben – nach Medaillen – die erfolgreichsten Bundesländer im österreichinternen Vergleich. In der österreichischen WorldSkills-Historie sind aus Berufsperspektive die Maler am erfolgreichsten: Inklusive des Weltmeistertitels von Christoph Pessl (aus der Steiermark) steht die Berufsgruppe – nach 19 Teilnahmen – bei 15 Medaillen und drei „Medallions for Excellence“.

Bilder von den Wettbewerben und den Siegern (wird laufend aktualisiert) (Credit: Skills Austria/ Florian Wieser)
https://www.flickr.com/photos/skillsaustria/albums/with/72177720303944681 Videomaterial von den Wettbewerben (wird laufend aktualisiert)
https://vimeo.com/showcase/9805315

Rückfragen & Kontakt:

Christoph Sammer
SkillsAustria
Kommunikation & Medienbetreuung
+43 664 233 0908 |

 

Jonas Schulner und Oliver Waily

Caroline Pahle

Marko Nebrigic

Die Bilder können zu Pressezwecken unter Angabe der Copyrights "SkillsAustria/FlorianWieser" kostenfrei abgedruckt werden.